... aber vor allem weil es 1986 gab
Die Geburtsstunde des "Internationalen Nachwuchsturniers" und seine Entwicklung
Aus den Erinnerungen des ehemaligen Leiters der Sportschule, Rainer Wagler
"Die eigentliche Geburtsstunde des Cottbuser Nachwuchsturniers im Gerätturnen findet sich nach meiner Erinnerung im Jahre 1983. Der Sportclub Cottbus wurde 20 Jahre alt. Alle Sektionen, wie die Abteilungen damals hießen, erhielten den Auftrag, einen Wettkampf als Beitrag zu organisieren, dass der SCC-Geburtstag ein würdiger werde. Die Leitung der Sektion entschied sich für ein Nachwuchsturnier wohl aus zwei Gründen:
- Zum einen gab es viel zu wenige Wettkämpfe für junge Turner, international schon gar nicht;
- anderseits befand sich die Sektion Turnen noch im Neuaufbau bei der Entwicklung von Spitzenleistungen im Seniorenbereich.
Das erwähnte Turnier, in aller Bescheidenheit durchgeführt, wurde dennoch zu einem schönen Erfolg. Genau dieser ließ die Verantwortlichen um Bernd Heide zur Fragestellung kommen: "Wollen wir nicht ein traditionelles Turnturnier für den Nachwuchs durchführen?" Natürlich mit internationalem Flair, was damals darunter verstanden werden konnte. Nun muss man eines wissen: jährlich - am letzten Septemberwochenende nämlich - führte die Sportschule ein Schulfest durch: mit allen Schülern und Eltern, mit den Ehrungen der Besten in der Schule und Sport, mit Wettkämpfen und anderem mehr.
Die Sektion Turnen hatte die Idee, dieses Fest doch mit dem internationalen Turnier zu verbinden. Wie auch immer, ich weiß den Grund nicht mehr, fand das 1. Traditions-IT eine Woche nach dem Schulfest 1986 statt. Das sollte sich ab 1987 ändern.
Die Sektionsleitung Turnen mit D. Wolf, B. Heide und K. Roßley, um nur einige zu nennen, gewannen mich, den damaligen Leiter der Sportschule, die "Schirmherrschaft" zu übernehmen - was das auch immer hieß.
Von Stunde Null an gehörten die Aktiven des Cottbuser internationalen Turniers zu den Gästen des Festes der Sportschule. Die Schule selbst entwickelte sich zu einem bedeutenden Träger des Turniers, obwohl auch bis dahin viele Lehrkräfte und Erzieher wie C. Malak, R. Becker, B. Fabian, A. Stanke, W. Krebs, M. Blanke, F. Schulz, D. Wolf und viele Ungenannte (die mir höflich verzeihen können) engagiert den sportlichen Höhepunkt vorbereiten halfen. Nur so wurde das Turnier auch ein solches, das sich wie in einer Familie darstellte: mit viel Liebe, mit Freundlichkeit, aber auch mit Selbstbewusstsein im Wettkampf. Immerhin sicherte die Schule auch die Unterbringung vieler Aktiven (internationale Gäste, so war die Rechtslage damals, wohnten aber nicht im Internat), beteiligte sich mit Personal und Fahrzeugen zur Bewältigung des Wettstreits, aber auch zur Durchführung des Athletenfestes. Sprachliche Barrieren wurden häufig mit Hilfe von Lehrer übersprungen.
Neben Sektion und Schule gab es zwei weitere Träger des Festes des Turnens im Nachwuchs: Der Patenbetrieb (die AWG Cottbus, die heutige GWG) und der Sportstättenbetrieb.
"Wir alle träumten manchmal von einer kleinen Weltmeisterschaft - und heute gibt es sie, aber vor allem weil es 1986 gab."
Nun erlebt das Internationale Nachwuchsturnier in diesem Jahr seine 24. Auflage. Insgesamt gingen bisher Mannschaften aus 25 Nationen an die Geräte und Junioren-Europameister und Medaillengewinner kämpften ebenso um die begehrten Pokale wie Turner, die noch nie an einem internationalen Wettkampf teilgenommen haben.
Als Veranstalter und Ausrichter hat der SC Cottbus Turnen e.V. in der Stadt Cottbus für den nationalen und internationalen Turn-Nachwuchs einen Wettkampf entwickelt, der qualitativ und quantitativ durch die Turnverbände und Turn-Vereine Europas und auch aus Übersee als Sprungbrett für weiterreichende Leistungsentwicklungen anerkannt und geachtet wird.
Viele bekannte und erfolgreiche Turner gaben hier schon ihre Visitenkarte ab und erinnern sich gern an die für Cottbus sprichwörtliche familiäre Atmosphäre während des Wettkampfes und den Rahmenbedingungen.
Viele Turner, die bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften Medaillen errangen oder Mitglieder der Nationalteams sind, waren auch beim Internationalen Nachwuchsturnier in Cottbus erfolgreich.
Das "Internationale Nachwuchsturnier im Gerätturnen um den GWG-Cup" - so die offizielle Bezeichnung ab dem 5. Turnier am 06.10.1990, welches 3 Tage nach der deutschen Wiedervereinigung zu einem Turnfest wurde - unser Turnier, ist ein "Familienfest". Über Jahre gewachsene Freundschaften zwischen den Athleten, den Trainern und Organisatoren zeugen von dem völkerverbindenden Charakter dieses Turniers und dem Ziel der gegenseitigen Achtung und Anerkennung.
Viel gäbe es noch zu berichten. Von den Ehrengästen die dem Turnier ihre Achtung entgegenbrachten - Minister, Botschaftssekretäre und Oberbürgermeister - oder der Aufnahme in den Wettkampfkalender der F.I.G., den Kinderfesten oder den Mühen, mit allen "Kleinigkeiten" fertig zu werden. Aber viel wichtiger ist, dass sich der Gedanke von einem traditionellen Turn-Turnier für den Nachwuchs realisiert hat - eben, weil es 1986 gab.